Bereits zum zweiten Mal in Folge ist es dem Gymnasium Raubling gelungen, eine Ausstellung der Bundeszentrale für politische Bildung seinen Schülerinnen und Schülern präsentieren zu können. Das Thema wird ungewöhnlich aufgegriffen durch Postkarten als Quellen der Alltagskultur, die tiefe Einblicke gewähren in das antisemitische Denken ab ca. 1900.
Zur großen Ausstellungseröffnung am 3.12. konnten wir als Hauptredner zwei „Hochkaräter“ gewinnen: Dr. h. c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sowie Dr. Ludwig Spaenle, Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung und ehemaliger Kultusminister, der auch die Anwesenheit zahlreicher Bürgermeister aus dem Inntal, der stellvertretenden Landrätin Alexandra Burgmaier und des Landtagsabgeordneten Otto Lederer als „starkes Zeichen“ wertete.
Nach der Begrüßung durch den Schulleiter Dr. Armin Stadler und den Grußworten des Raublinger Bürgermeisters Olaf Kalsperger ging unser Schülersprecher Kilian Franz (Q 11) als Vertreter der jungen Generation ans Rednerpult, um in seinem viel beachteten und sehr gelobten Beitrag die Verantwortung der Jugend und der jungen Erwachsenen für ein tolerantes Miteinander in einer funktionierenden Demokratie einzufordern.
Charlotte Knobloch wies, auch als Zeitzeugin des Antisemitismus zur Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus, darauf hin, dass die judenfeindliche Einstellung eines Teils der Gesellschaft weit vor 1933 begonnen habe. Mit Erschrecken müsse man heute leider wieder „ein Aufflammen von Antisemitismus“ erleben. „Judenhass im Alltag gibt es auch heute.“ Knobloch dankte herzlich der Schule für ihre Bildungsarbeit und Aufklärung durch diese Ausstellung.
Mit einem Verweis auf die Bayerische Verfassung und deren Grundwerte leitete Ludwig Spaenle seine Festrede ein. Die Ausstellung zeige Wurzeln eines Gedankenguts, das schließlich im industriellen Massenmord des Dritten Reiches seinen traurigen Höhepunkt fand. Er erinnerte aber auch an die Zeit vor 1914, als Juden beispielsweise schon der Aufstieg in den Offiziersrang verwehrt wurde mit der Begründung, dies sei der Truppe nicht zumutbar. Heute sei das Internet oft der „Brandbeschleuniger“ für Antisemitismus und judenfeindliche Verschwörungstheorien. Spaenle schloss mit einem Zitat des im Konzentrationslager ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.“
Im abschließenden Rundgang führte Florian Ebner (Q 11) souverän die Ehrengäste durch die Ausstellung. Den musikalischen Rahmen dieser gelungenen Eröffnung gestaltete gekonnt Anna Pihusch (9 c) am Flügel.
Am 15. Oktober „landeten“ unsere 6.-Klässler auf einer spannenden Zeitreise mit unserem Gast, Herrn Breinl vom Landesamt für Denkmalschutz in Regensburg, mitten in der Jungsteinzeit. Was macht eigentlich ein experimenteller Archäologe? Skelette ausgraben und Feuer machen mit Feuerstein und Zunder. Sehr aufmerksam und gebannt lauschten unsere Schulkinder Herrn Breinls interessanten Ausführungen.
Dann durften sie selbst Hand anlegen: Muscheln als Schmuck glattschleifen, einen Bohrer herstellen und ausprobieren, Pfeile basteln und töpfern. Auch ein „Steinzeithandy“ gab`s zu kaufen: ein Signalholz, mit dem sich die Menschen dieser frühen Zeit verständigen konnten. Und das auch in einem Funkloch! Stolz trugen die Kinder anschließend ihre gebastelten Steinzeitschätze nach Hause. (Eva Friedel)
Unsere Schule hatte sich schon Ende letzten Schuljahres beworben um die Ausstellung „Frieden machen“ der Bundeszentrale für politische Bildung und dann auch tatsächlich den Zuschlag bekommen unter zahlreichen Anwärtern bekommen. In den Osterferien lieferten drei LKW die aufwändig gestalteten und reichhaltig ausgestatteten Module an. Passend zu unserem Jahresthema „Toleranz – miteinander“ zeigte die Ausstellung an verschiedenen interaktiven und animierten Stationen Prinzipien, Instrumente und Möglichkeiten der Friedensarbeit und vermittelte auf spielerische Art Chancen und Herausforderungen der zivilen Konfliktbearbeitung. Sie regte an zum Mit- und Nachdenken und bot Raum für Gespräche und Reflexionen. Das Ziel, dauerhaften Frieden zu sichern, stand im Mittelpunkt der mit zahlreichen Animationen und Mitmachgelegenheiten didaktisch sehr gut durchdachten Konzeption. Der Erfolg zeigte sich an dem regen Besuch der Stationen, die vom ersten Tag an von den Schülerinnen und Schülern genutzt wurden.
Unser Jahresthema „Toleranz“ hat viele Aspekte, zum Beispiel den des Umgangs mit Flüchtlingen und anderen Migranten, einer Menschengruppe, die derzeit stark im Fokus der Öffentlichkeit steht.
Schülerinnen und Schüler in Klassen der siebten bis zehnten Jahrgangsstufe hatten deshalb außergewöhnlichen Besuch: Auf Vermittlung von Frau Barbara Schiedermair stellte sich Sima Yusufi, Flüchtling aus Afghanistan, den Fragen unserer Jugendlichen.
So erfuhren die Schüler von den Lebensbedingungen in ihrer alten Heimat, den alltäglichen Gefahren durch die Taliban und ihrer abenteuerlichen Flucht über Pakistan, Iran und Türkei letztlich nach Deutschland.
Frau Yusufi lebt heute in Nußdorf, spricht gut Deutsch und fühlt sich auch integriert. Ihr Mann absolviert eine Ausbildung zum Maurer. Abschließend richtete sie sich mit einem Appell für Weltoffenheit und Toleranz an die Klasse. Ein Fazit lässt sich ziehen: Es ist wichtig, nicht nur übereinander, sondern auch miteinander zu sprechen.